Paul Schwer

JÖKULSÁRLON (BINZ/PUTBUS)

9.7.–28.8.2022

Im Sommer 2022 ist der international tätige und namhafte Düsseldorfer Maler und Bildhauer Paul Schwer in der Galerie CIRCUS EINS in Putbus zu Gast. Ausgehend von den Schalenbauten Ulrich Müthers hat er eine Rauminszenierung umgesetzt, die neben farbigen Objekten aus Kunststoff, auch Licht integriert.

Paul Schwer bezeichnet seine künstlerische Arbeit als erweiterte Malerei. Tatsächlich entstehen Objekte als Einzelwerke, Rauminstallationen und komplexe Inszenierungen, die andere Medien wie Licht, Musik oder Film einbeziehen. Oft liegen zweidimensionale und teilweise bedruckte oder bemalte transparente und semi-transparente Flächen aus recycelten Kunststoffen zugrunde, die er zu dreidimensionalen Skulpturen gefaltet hat. Es werden Neonröhren integriert, manchmal kommen auch Glas oder Plexiglas zum Einsatz; in den Raumkonzepten nutzt er Trägerkonstruktionen aus farbigem Holz oder Metall. Doch der 1951 geborene Künstler, der in Düsseldorf und Ratingen lebt, hat auch zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum realisiert. 

Die Raumkonzepte des Künstlers sind komplexe Inszenierungen. Farbe löst sich von der Wand und wird zum Objekt. Licht lädt den Raum auf und lässt die Betrachter:innen im Farblicht stehen. Die Grenze zwischen Werk und Publikum wird aufgehoben und ermöglicht ein immersives Erlebnis. In seinen Projekten im öffentlichen Raum beziehen sich skulpturale Interventionen auf architektonische und urbane Situationen und schaffen Begegnungsorte (z.B. Lichtparcours Braunschweig 2020).

Für den Müther-Turm in Binz hat Paul Schwer unter Verwendung von Filmmaterial, das er von schmelzenden Gletschern auf Island aufgenommen hat, ein vielschichtiges „Memento Mori“ aus Licht, Video und sanftem Sound erarbeitet. Dabei bezieht er sich auf die ursprüngliche Funktion des Baus als Rettungsturm und verknüpft diese mit den schmelzenden Polkappen und der Herausforderung des Klimawandels. Im Rückgriff auf die Entstehungsgeschichte von Ostsee und Küste auf Rügen, thematisiert er mit dieser poetischen Inszenierung aber auch den Eigensinn der Natur und ihren aktuellen Bedrohungszustand. Müthers Schalenbau ist natürlichen, organischen Formen nachempfunden und zugleich visionär. Darum ist dies der perfekte Standort für diese Arbeit.

Auch das Mediagrid von Oyeblick am Theater Putbus wird ein Video des Düsseldorfer Künstlers zeigen.

Die Ausstellung von Paul Schwer wird gefördert durch die EWE Stiftung und die Stiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement M-V. Die Projektentwicklung des Künstlers wurde von Stiftung Kunstfonds im Programm NEUSTART KULTUR gefördert. Wir danken dem Binzer Bucht Tourismus und der Oyeblick GmbH für die freundliche Unterstützung.

Über den Künstler

Paul Schwer wurde 1951 im Schwarzwald geboren und lebt in Ratingen und Düsseldorf. Nach seinem Medizinstudium hat er bis 1993 als Kinder- und Jugendpsychiater gearbeitet, bevor er von 1981 bis 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat. Er hat diverse Lehraufträge wahrgenommen, u.a. an der Kunstakademie Düsseldorf/Abteilung Münster, bei der Sommerakademie Pentiment, Hamburg, an der Kunstakademie Münster und an der Art University Chengdu, China. Seine Werke wurden zu bedeutenden Ausstellungen gezeigt. Zu seiner Doppelausstellung „von beiden Enden“ 2018 im Kunstmuseum Goch und Museum Ratingen erschien ein umfangreicher Katalog mit Texten von Gregor Jansen und Ludwig Seyfahrt. 2020 hat er zu „Licht Parcours 2020“ der Stadt Braunschweig ein neues Projekt realisiert, wo u.a. auch Nevin Aladag, Bjørn Melhus, Anselm Reyle und Brigitte Kowanz eingeladen waren (mit Katalog). Er wird von Choi&Choi Gallery Köln/Seoul, der Galerie Robert Drees, Hannover und Wolfgang Jahn Galerie, München vertreten.

Abbildung: Paul Schwer, RE-Bao I, 2020, PET-G (Recycled), Stahl, Siebdrucklack, Siebdruck, VG Bild-Kunst, Bonn, 2022 (Foto: Martin Plüddemann, Ausschnitt)