2025–2027
Art Living Labs to Repair the Land
2025–2027 führt Circus Eins Projekte gemeinsam mit Kolleg*innen in Spanien und Kroatien ein gemeinwohlorientiertes Kunstprojekt durch, das im Programm Creative Europe gefördert und vom Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt wird. Dazu erarbeitet eine Gruppe von Bürger*innen einen Auftrag an einen Künstler oder eine Künstlerin, der anschließend umgesetzt wird. Grundlage ist das Handlungsmodell der Neuen Auftraggeber.
Das „Art Living Lab to Repair the Land“ bezieht sich auf die sozialen und ökologischen Hinterlassenschaften ökonomischer Tätigkeiten. Grundlage ist der Bedarf nach einem gerechten Übergang in der Klimawende (Just Transition). Regionen, die am stärksten von der industriellen Intensivierung in den Bereichen Landwirtschaft, Energie- und Stromerzeugung betroffen sind, müssen neue kollektive ästhetische Systeme schaffen, die alternative Lebensstile und stärkere gemeinschaftliche Bindungen fördern. Dabei unterstützt das Projekt mit künstlerischen Mitteln und teilhabeorientierten Formaten. In Mecklenburg-Vorpommern soll es um die Folgen der industriellen Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft gehen.
In diesem Projekt werden „Living Labs“ (Lebendige Labore) in drei europäischen Ländern eingerichtet, die jeweils eigene Problemfelder ökologischer Aspekte behandeln und dabei die Bedürfnisse der Menschen, die es betrifft auf nachhaltige Weise einbeziehen. Menschen vor Ort erhalten Gestaltungs- und Entscheidungsmacht mit dem Ziel, ihr Wissen für die Entwicklung alternativer Lebensstile einzusetzen. Mit Kunst und Kultur werden Lösungen für akute Probleme gesucht und soll das allgemeine Bewusstsein für ökologische Prozesse geschärft werden. Dabei wird das Expertenwissen von Bürger+innen eingesetzt, um Zukunftsperspektiven zu entwerfen, die am Ende viele Menschen einbeziehen.
Nach dem internationalen Modell der Kunst im Bürgerauftrag (Neue Auftraggeber) werden in moderierten Prozessen Aufträge an eine erfahrene Künstlerin oder einen erfahrenen Künstler spartenoffen erarbeitet, die oder der sich anschließen mit der Fragestellung auseinandersetzt und eine künstlerische Arbeit entwickelt, die aus dem Bereich Kunst, Musik, Tanz, Design oder Architektur stammen kann und auch selbst Nachhaltigkeitsprinzipien verfolgt.
In Spanien wird es um die Folgen der Schließung eines kohlebeheizten Wärmekraftwerkes gehen, das einer ganzen Stadt Arbeit gegeben hatte. In Kroatien steht das Thema „Over-Tourism“ im Fokus, das die früherer Karbidindustrie abgelöst hat und soziale und ökologische folgen zeitigte.
In Deutschland soll das Projekt mit einer Gruppe von Landbewohner*innen in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt werden, deren Lebenssituation und dörflicher Bezug in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht beispielhaft ist. Viele Dörfer in Mecklenburg-Vorpommern leiden in mehrfacher Hinsicht unter den Nachwirkungen einer industriellen Landwirtschaft. Schon zu DDR-Zeiten standen Effizienz und Ertrag im Mittelpunkt, heute nutzen oft deutschlandweit tätige Agrarkonzerne das Land, Allmende-Flächen wurden vielfach aufgegeben. Nur in den privaten Dorfgärten findet eine selbstbestimme Versorgung mit gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln statt. Sie sind lebendige Labore zum Umgang mit dem Klimwandel, Orte der Wissensproduktion und des Widerstands. In dem Projekt wird in moderierten Gesprächsrunden erarbeitet, wie dieses Wissen mit anderen geteilt werden kann und dem gesamten Dorf sowie der Region zur Verfügung gestellt werden kann.
Das Projekt wird mit öffentlichen Workshops und Schulungen begleitet, zu denen die Problematik und das lokale Wissen in urbane und andere diskursive Räume vermittelt wird. Außerdem ist eine internationale Publikation geplant, um die Ergebnisse vorzustellen. Damit wird auch der europaweite Austausch zu regional spezifischen Fragestellungen aktiviert.
Partner des Projekts sind Concomitentes (ES), Kunstverein Rügen e.V. (DE) und Association for interdisciplinary and intercultural reseach (HR). In Spanien begleitet Alfredo Escapa Presa die Gruppe als Mediator, in Kroatien Sonja Lebos und in Deutschland Susanne Burmester, begleitet von Lisa Marie Steude.
Weitere Informationen über die Kunst im Bürgerauftrag / Neue Auftraggeber
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